Mittwoch, 27. August 2014

Blue Ribbon Cup 2014


Von Kiel nach Kopenhagen

Wie die letzten Jahre schon hat sich ein kleine Gruppe aus dem KaR versammelt um eine Regatta in der Ostsee zu segeln. Nach dem Blue Ribbon Cup in 2012 und dem Palby Fyn Cup in 2013 viel die Wahl dieses Jahr wieder auf den Blue Ribbon Cup. Dieser führt von Kiel Düsternbrook nach Tuborg bei Kopenhagen und nach einem Tag Aufenthalt wieder zurück. Der Hinweg führt über den Langelandbelt und den Großen Belt. Danach geht es nördlich um Seeland herum und in den Öre Sund bis zur Ziellinie vor dem Kongelig Dansk Yachtclub. Der Rückweg ist (theoretisch) etwas kürzer: Ab nach Süden, bis Falster, dann rechts abbiegen, durch den Fehmarnbelt und ab nach Kiel.

Wir, das sind Alex der Navigator, Jochen an der Großschot, Julius am Mast, Malte am Steuer, Maria am Klavier, Ramona an der Spischot, Simon auf dem Vorschiff und Volker als Multipurpose-Tool,
sitzen hier gerade auf unserem Charterboot, der Mumm 36 Fair Do's im Tuborg Havn und genießen Krombacher Gerstensaft aus der Bord-Zapfanlage.
Wir sind schwer zufrieden mit dem Hinweg: etwa 190 Seemeilen haben wir in 21 Stunden 14 Minuten und 44 Sekunden abgespult. Die Höchstgeschwindigkeit durchs Wasser betrug knapp 15 Knoten. Der Wind pendelte zwischen idealen West und Süd-West, so dass wir ohne Wenden und mit nur einer einzigen Halse auskamen.
Der Start am Mittwoch um 19 Uhr auf einem spitzen Halbwindkurs unter Spinnaker war noch nicht ganz optimal, so dass die Konkurrenz erstmal ein Stück davon ziehen konnte. Als wir aus der Kieler Förde endlich draußen waren hatte sich die Hackordnung nach GPH Handicap mehr oder weniger wieder eingestellt. Der Abstand zu den langsameren Booten wurde stetig größer bis die Toplichter nachts nicht mehr zu sehen waren.  Ein Boot, das deutlich schneller als wir hätte sein müssen, eine Millenium 40 mit riesigem Gennaker, produzierte am laufenden Band Sonnenschüsse, bis sie sich nach einem besonders unglücklichen Sonnenschuss den Gennnaker so ums Vorstag wickelte, dass er mit In-den-Mast-klettern geborgen werden musste und auch dieser Gegner hinter uns am Horizont verschwand. Insgesamt nehmen 20 Yachten eingeteilt in drei Startgruppen an der Regatta teil. Wir haben 7 direkte Konkurrenten wobei die Piranha, die einen Tick schneller ist als wir, nach wenigen Stunden mit gebrochenem Bugsprit aufgibt. Unter Spinnaker ging es von Kiel bis zur großen Belt Brücke, wo wir gegen 1 Uhr morgens auf die Genua 3 gewechselt haben. Versüßt haben wir das Manöver mit einem kleinen Sonnenschuss, so dass auch alle wach waren. Am Wind ging es dann bis zur östlichsten Ecke von Seeland. Dieses Teilstück war dann wohl der ungemütlichste Teil der Reise: Dunkelheit + Gegenwind + Müdigkeit = kalt. Auf diesem Teilstück kam die Millenium 40 dann wieder auf und überholte uns kurz vor der Bahnmarke kurz nachdem gerade die Sonne aufgegangen war. An der Bahnmarke konnten wir auf einen Vorwindkurs abfallen und den Spi setzen. Der Kurs war sehr platt aber mit ein wenig Arbeit an der Groß- und Spischot waren auf den Wellen einige Surfs möglich. Der Wind war mit etwa 16-22 Knoten ordentlich aber für das Boot vielleicht noch einen Tick zu schwach. Die Höchstgeschwindigkeit unter Spinnaker betrug 14.8 Knoten und war nicht ausreichend um konstant auf einer Welle zu bleiben bzw. die Wellen zu überholen. Trotzdem konnten wir die Millenium 40, die mit Gennaker nicht ganz so tief fahren kann, abstellen.
Das letzte Stück nach Kopenhagen war dann noch mal am Wind, ganz malerisch in der Nachmittagssonne. Auf den letzten Metern überholte uns die Norddeutsche Vermögen, eine Andrews 56 aus der schnellen Startgruppe 1, was noch zusätzlich gute Stimmung brachte. Die Ziellinie wurde dann am Donnerstag Nachmittag gegen Viertel nach Vier überquert und mit einer Runde aus dem Krombacher Faß begossen.



Kopenhagen

Nach einem Ausflug in die lokale Küche (Smörrebröd) und einer bitter nötigen Nacht ging es am Freitag auf Erkundungstour nach Kopenhagen. Julius und Volker treten die Heimreise an, der Rest sucht Entspannung und Frühstück in der Roten Laterne, die uns mit subversiven Botschaften à la ''Es kommt nicht darauf an immer der Erste zu sein'' zu entschleunigen sucht. Natürlich völlig vergeblich, wir wollten ja die Farben unseres Verein hochhalten und uns an den Tränen der Besiegten ergötzen.
Am Abend steht dann die Siegerehrung an: Yeah, wir sind 2. in unserer Gruppe geworden. Abgerundet wird der Abend mit einem leckeren und reichlichen Grillbüffet im KDY und der Ankunft unserer neuen Mitsegler. Valentin übernimmt Julius Job und in Anbetracht der Windrichtung und Windstärke (Südwest mit immer noch 16-22 Knoten) macht es sich gut, dass ein segelverrückter Bekannter von Ramona, Alexander², Zeit und Lust auf eine mindestens 24 Stunden Kreuz nach Kiel hat. Zumal uns einer der Eigner eingeschärft hat, dass 80 Kilo mehr auf der Kante 0,3 Knoten auf der Kreuz bringen.

Julius hat mal wieder einen Stapel GoPros dabei gehabt und sehr sehr ansehnliche Videosequenzen aufgenommen. Einen Zusammenschnitt findet ihr hier. Hohe Auflösung nicht vergessen!

Kopenhagen nach Kiel

Der Start ist am Samstag um 10 Uhr morgens.
Vorschiff vermasselt das Vorsegel Setzmanöver. Noch scheint die Sonne, aber warm ist etwas Anderes. Nur langsam zieht sich das Feld auseinander. Leider hängen einige Boote aus der langsameren Gruppe bei uns am Heck.
An der Südecke von Falster sind wir die Konkurrenz größtenteils los. Mittlerweile ist es tiefe Nacht. Der Mond ist mnur eine kleine Sichel und der Himmel größtentieils bedeckt, so dass es verdammt dunkel ist. Wir kommen mit wenigen Schlägen an Fehmarn vorbei. Dann wäre man ja eigentlich fast da, aber die letzten Seemeilen ziehen sich dann doch nochmal gewaltig.
Am nächsten morgen sehen wir dann in mittlerer Distanz einen blauen Rumpf, der sich dann aber zügig von uns entfernt. Wir hoffen, dass es die Ginkgo ist, die als einzige in unserer Gruppe auf dem Hinweg schneller war als wir. Kurz vor dem Ziel kommt nochmal ein blaues Boot sehr nah. Es ist nicht die Ginkgo sondern ein deutlich langsameres Boot, eine Comfortina 39, schade.
Allerdings kommt so nochmal Matchrace-Gefühl auf, als wir sie knapp überwenden und auf den letzten Metern und mit zahlreichen Wenden in den Windschatten nehmen.
Die Ziellinie an Kiel Leuchtturm überqueren wir kurz nach 12 Uhr am Sonntag nach direkten 130 Seemeilen. Die tatsächlich gesegelte Strecke wird eine Ecke länger gewesen sein, in 25 Stunden und 41 Minuten.

Meine Zusammenfassung für die Rückfahrt: Kalt, nass, saukalt, arschkalt. Ganz interessant allerdings sind freier Fall in der Rohrkoje wenn das Boot in eine Welle kracht.

Nun noch schnell das Boot aufräumen, putzen und unseren ganzen Krempel bergen. Dabei muss der Zweite Preis (Glaskaraffe) der Hinfahrt dran glauben.
Es folgt Duschen, Eis und Kaffee in Schilksee. Und die Ergebnisliste ist auch schon online. Wir sind tatsächlich wieder zweite geworden, es hat sich nur nicht so angefühlt.
Also muss das erst der beiden Boote doch die Ginkgo gewesen sein, die nur etwa 20 Minuten vor uns die Ziellinie gequert hat.

So, ab nach Hause. Schlafen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen