Wie schon Meister Yoda sagte: Um die Wurst es ging!
oder
Bleibt der Klub am Rupenhorn erstklassig?
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Das Rupenhorn |
Nach den fünf Bundesligaevents in diesem Jahr sah es auf den ersten Blick in der Gesamttabelle gar nicht so schlecht aus: Der KaR liegt auf Rang 11 (von 18), mit 55 Punkten, knapp vor den Relegationsrängen (Plätze 13 bis 15). Der erste Blick jedoch täuscht… Die Plätze 7 (49 Punkte) bis 15 (61 Punkte) sind was die Gesamtpunktezahl angeht so dicht beieinander, dass wir in die Top 10 segeln sollten, um sicher in der 1. Liga zu bleiben, darüber hinaus könnte uns ein richtiger Patzer sogar in die direkten Abstiegsränge katapultieren. Von den anderen Segelvereinen ist keine Schützenhilfe zu erwarten, die bieten alles mit Rang und Namen auf was die Kader zu bieten haben.
Unser primäres Ziel
für dieses Jahr ist der Klassenerhalt. Für den Klub treten Malte,
Sebastian, Thilo und Simon auf dem Wasser an. Um die Wichtigkeit des
Events zu unterstreichen, reist fast das komplette Bundesligateam
mit. Katha, Oline, Saskia, Felix und Florian sorgen für moralische
Unterstützung, Verpflegung und Berichterstattung auf allen Kanälen
(bis auf Snapchat und Instagram, die kommen nächste Saison noch
dazu) und wetzen die Messer zwischen unseren Zähnen.
Los ging es bereits am Wochenende zuvor mit zwei intensiven Trainingseinheiten bei schwachem Wind auf den heimischen Gewässern. Am Samstag konnten wir in den Pausen von der Flaute mit den zwei J70 vom KaR und einer vom BYC ein paar Runden drehen. Am Sonntag gab es das volle Programm mit zusätzlichen Teams vom BYC, SV03, PYC und YCBG. Eine Rekapitulation von Kiel rundet das Trainingswochenende ab und gibt uns ein paar Gedanken mit auf den Weg nach Hamburg. Das von Wolfgang ausgegebene Ziel, keine 6. Plätze mehr einzufahren, haben wir leider noch nicht so richtig umsetzen können, soviel sei schon an dieser Stelle verraten. So bleibt dann auch noch Verbesserungsspielraum für die kommende Saison.
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Die 70KaRat an der Schönen Aussicht |
Am Montag wurde die
70KaRat, unsere Vereins-J70 nach Kiel verfrachtet und bis zum
Dienstagabend noch ein paar Trainingseinheiten auf der Außenalster,
mit Nebel und Elphiblick, absolviert. Am Mittwoch musste das Boot
wieder aus dem Wasser gekrant werden, damit im NRV genug Platz für
den gesamten Ligafuhrpark war. Der Layday wurde für Entspannung bzw.
Alltagstrott genutzt, bevor es so richtig ernst wurde. Am letzten
Spieltag geht es immer schon Donnerstags los, damit noch genug Zeit
für die Relegation im Anschluss bleibt.
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Nebel auf der Außenalster am Morgen |
Der Donnerstag
(27.10) begrüßt uns ganz freundlich mit 14°C, und damit fast 10°
mehr als noch am Vortag. Wir haben diesmal in der Pairingliste das
Nullboot gezogen, sind also immer im ersten Rennen eines jeden
Flights dran. Damit sind wir ganz regelmäßig ein Mal alle 70
Minuten dran und haben zwischen unseren Renne immer ca. 10-20 Minuten
an Land. Der Wind zeigt sich von seiner freundlichen Seite und weht
mit 5-9 Knoten. Insbesondere die Böen sind wichtig für ein
erfolgreiches Rennen, sie sind deutlich stärker als die
Grundwindstärke und bringen starke Winddreher mit sich.
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Und Action! - Das KAR Team beim Ablegen |
Trotz 30 Minuten
Einsegelzeit läuft das erste Rennen auf Boot 6 läuft noch nicht so
wie geplant und endet nach starkem Start auf Platz 6. Im zweiten
Rennen auf Boot 2 folgt dann prompt der 2. Platz nachdem wir, lange
Zeit auf Platz 4 liegend, auf dem letzten Downwind noch einen
schönen, weil Erfolgreichen, Angriff zustande gekriegt haben. Es
scheint als wäre unser Schicksal mit der Bootsnummer korreliert,
allerdings fahren wir mit Boot 4 in unserem dritten Rennen einen 3.
Platz nach Hause, wieder rettet uns ein grandioser letzter
Vorwindkurs von 6 auf 3, das ist gut fürs Ego. Es folgen an diesem
Tag noch die Platzierungen 2 und 6. Den letzten Platz handeln wir uns
wegen eines Strafdrehung ein: An der Luvtonne laufen wir auf das
Schiff direkt vor uns auf und berühren mit unserem Gennaker sanft
dessen Flaggenkonstruktion.
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Malerischer Blick vom Balkon |
Damit ist der seglerische Teil mittelmäßig gut beendet. Wir runden den Tag in der gemeinsamen Ferienwohnung im schönen Hamm-Süd mit ausgiebigem Abendessen, einem provokanten Frage-Antwort Spiel und den für den guten Leistungsschlaf obligatorischen Absackern ab.
Der Freitag beginnt
typisch für Hamburg ungemütlich mit Nebel, Nieselregen und komplett
ohne Sonne. Der Wind ist dem Vortag sehr ähnlich wenn auch minimal
stärker. Der erste Start ist um 10 Uhr angesetzt und verspricht ein
richtiges Berlin Battle. Der BYC, VSAW und YCBG sind mit an der
Startlinie. Natürlich setzen wir uns mit unserem gesunden
Selbstbewusstsein und (fast) einem Start-Ziel Sieg durch. Das ist
doch ein Auftakt nach Maß! Es macht sich bezahlt, dass Malte das
Biertrinken am Abend zuvor verweigert hat.
Es folgt ein enges
Rennen, das wir auf Platz 4 beenden. Danach geht der ganze Spaß
nochmal von vorne los: D.h. ein weiterer Start-Ziel Sieg und ein
weiterer 4. Platz. Derweil bekommt das Landteam massiven Zuwachs: Die
Ibbekens, Lenzens, Piechowiaks, Merzottos, Georg, Nora & Jakob
und Oline haben den Weg aus Berlin, bzw. vom Horner Kreisel auf sich
genommen zum Live Daumendrücken.
Hilft leider nix,
die nächsten beiden Rennen enden ganz traurig ganz hinten im Feld.
Im Flight 10 ist ein starker Rechtsdreher beim Start 'schuld'. Der
VSAW macht am Startschiff zu, wir können nicht mehr verzögern und
müssen außen am Startschiff vorbei, einen Kringel fahren und in den
Abwinden der anderen J70 neu starten. Den massiven Rückstand holen
wir nicht mehr auf. Im 11. Flight versuchen wir einen Steuerbordstart
wegen eines weiteren starken Rechtsdrehers. Der Plan ist hinter den
anderen Teams zu kreuzen. Leider sind viele der anderen Boote nicht
pünktlich an der Startlinie, so dass wir viele Sekunden verlieren
und wichtige Meter verschenken. Den eigentlich sicheren 5. Platz
geben wir in einer, im Nachhinein betrachtet, zu waghalsigen Gybeset
Attacke auf dem letzten Downwindkurs her. Mitschuld ist zweifelsohne
die Kälte, die sich langsam durch die vielen Kleidungslagen frisst.
Eine weitere Lage muss her, und mit frischen Handschuhen, einem
Nackenwärmer geht es ins letzte Rennen des Tages. Da sich
tatsächlich die Sonne für ein paar Sekunden gezeigt hat setzen wir
alle unsere schicken polarisierten Sonnenbrillen auf und trotz einer
unglücklichen Startkreuz auf Platz 5, ziehen wir auf dem ersten
Downwind alle Register und fahren mit einer Privatböe (wir hätten
die Sonnenbrillen vielleicht schon früher aufsetzen sollen) am
gesamten Feld vorbei… Boom Platz 1! Perfektes Ende.
Es bleibt noch die
Challenge, kurzfristig für 20 Personen in der Mangelstadt Hamburg
ein Restaurant zu finden. Connie meistert diese Aufgabe mit Bravour
und wir müssen sogar nur einen kurzen Spaziergang um die Ecke
machen. Die Meinungen sind zwar inhomogen, aber wir haben einen der
besten Italiener der Stadt erwischt. Es gibt sauleckere Nudelgerichte
mit dem Wermutstropfen, dass die Portionsgrößen Sternecharakter
haben.
Für den Samstag
stehen nur noch 3 Flights, also insgesamt 9 Rennen zuzüglich der
beiden Finalläufe an. Die Blitztabelle, die über unsere Chancen zum
direkten Verbleib in der Liga entscheidet, hat sich nicht so richtig
zu unseren Gunsten verändert. Es ist immer noch verdammt knapp und
für viele Teams noch alles möglich. Die Böen heute sind nochmal
ruppiger als an den Tagen zuvor. Das erste Rennen um 10:30 wird ein
mit sauberen Manövern erkämpfter 2. Platz. Die Whatsapp Gruppe
explodiert mit Bildern von Händen. Unser nächster Start muss
verschoben werden, weil die OnBoard Kameras noch fine-getuned werden
müssen. Als das Makeup dann perfekt sitzt, geht es los. Die
Grundspannung hat vielleicht zu viel Abgenommen in der Zwangspause
und das Timing beim Verteidigen der leewärtigen Seite der Startlinie
ist minimal daneben. Wir haben kein Speed mehr im Boot und treiben
auf die Starttonne. Die Schiedsrichter zeigen uns die rote Flagge und
wir dürfen Kringeln. Da eh kein Speed im Boot ist zieht sich das
Manöver wie Kaugummi. Nichtsdestotrotz beißen wir die Zähne
zusammen und siehe da, auf dem letzten Vorwindkurs in Richtung Ziel
unterläuft dem Düsseldorfer Yachtclub einen uns bekannter Fehler
und er lässt uns alleine auf die linke Kursseite ziehen. Mit der
passenden Böe und der passenden Winddrehung kreuzen wir drei
Bootslängen vor ihm die Ziellinie (Platz 5).
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Unter Gennaker ins Ziel |
Es ist nur noch ein
Rennen für uns übrig. Der Gesamtplatz 6, und damit der Finaleinzug,
ist nicht mehr möglich. Aber hinten bei den Relegationsrängen ist
immer noch nichts gewonnen oder verloren. Im letzten Rennen hat der
Wind ordentlich zugenommen. Kräftige Böenfelder ziehen über die
Alster. Boot 1 (schwarz) muss ausgetauscht werden und die wertvollen
Minuten die wir dadurch gewinnen, nutzen wir, um nochmal die Starkwindhalsen zu üben. Dann
folgt endlich der Start, wir haben die Position auf der Mitte der
Linie und freien Wind. Gutes Timing, guter Speed und die passende
Winddrehung verhelfen uns bald zu einer kleinen Führung. Der Wind
dreht viel hin und her und so müssen viele Wende gefahren werden.
Aber am Luvfass sind wir die Ersten. Zum Gate müssen wir Federn
lassen und runden an Platz 4. Die zweite Kreuz wird so grandios wir
die Erste und wir gehen ganz knapp hinter dem 1. ums Luvfass. Der
letzte Vorwind bei ordentlich Druck (wir empfehlen an dieser Stelle die Videoaufzeichung bei Youtube) geht zu unseren Gunsten aus und wir
beenden unser letztes Rennen auf dem 1. Platz.
Damit sind wir insgesamt bei diesem Event auf Platz 8 gelandet und tatsächlich
können wir ganz entspannt das Wochenende angehen, weil wir in der
Ligagesamtwertung damit auf Platz 11 liegen.
Leider hat es unsere
Trainingspartner vom Berliner Yachtclub böse erwischt und wegen
eines
17. Platzes in HH auf einen
Relegationsplatz katapultiert. An dieser Stelle sei verraten, dass
Sie die Relegation mit Bravour gemeistert haben und der 1.
Segelbundesliga weiter treu bleiben!
Dieser positive
Abschluss musste natürlich von uns gebührend gefeiert werden und
nach Stapelweise Pizza und Pizzabrötchen ging es, wie es sich fürs
Abstürzen mit Stil gehört, auf den Kiez.
Wir danken allen
Unterstützern, die diese Saison erst so ermöglicht haben, und
hoffen, Ihr freut euch alle mit uns auf ein weiteres Jahr blutiger
Kämpfe in der Wasserarena!