Bayern lässt uns nicht los – nach
5-tägigem Urlaub in Berlin geht es wieder an den Starnberger See, diesmal
allerdings in den Münchner Yacht-Club mit veränderter Crew (Malte, Katha,
Thilo).
Das Boot wartet bereits aufgebaut
neben dem Kran. Daher gönnen wir uns den Luxus, erst am Samstagmorgen um 4.30 h
mit quasi ungewohnter Reisegeschwindigkeit den Weg in den Süden anzutreten. Bei
unserer Ankunft um 9.45 h können wir uns im Starnberger See spiegeln… Mit einem
Cappuccino auf der Vereinsterrasse genießen wir den Ausblick auf das bayrische
Voralpenland. Gegen Mittag regt sich ein leiser Windhauch, der bei der
gegenüber stattfindenden Laser-Regatta zu Wettfahrtversuchen führt. Bei 1 bis 2
Windstärken aus 0° bis 359° wird fleißig gestartet und abgebrochen, während wir
uns freuen, die Sonne an Land zu genießen. Die Zeit wird intensiv genutzt zum
Basteln am an Land stehenden Schiff (Gummibändsel an der Plane, neue Klemmen,
Gelcoatarbeiten), zum Lesen, zum Schlafen, zum Faulsein… Im Zuge dieser
Arbeiten wechselt ein Crewmitglied seine Identität: Thilo läuft so unglücklich
gegen die Maststütze, dass er mit seiner blitzförmigen Wunde nur noch Harry
Potter sein kann.
Gegen 17 h zieht ein Gewitter
auf, das mit konstantem Wind einhergeht. Die Entscheidung der Wettfahrtleitung
fällt zugunsten des anstehenden Abendessens und gegen einen Startversuch aus.
Wir schlagen uns die Bäuche mit gefühlten 1,5 kg Rippchen pro Person voll und
hoffen auf Thermik am nächsten Tag. 1200 vergebens zurückgelegte Kilometer
wären schließlich eher unbefriedigend! Der Abend klingt bei Weißbier und
Grappa-Verkostung gemütlich aus, bevor wir in die Doppelstockbetten des alten
Bootshauses sinken.
Beim sonntagmorgendlichen Blick
aus dem Bootshausfenster erwartet uns Nebel auf dem See, der von kräftigen
Sonnenstrahlen beleuchtet wird. Pünktlich zur Auslaufbereitschaft um 9 h hat
sich der Nebel gelichtet. Allerdings bietet sich derselbe Anblick wie am Tag
zuvor: ein spiegelglatter Starnberger See… Die Einheimischen rechnen mit einer
Fifty-Fifty-Chance, dass aufgrund von Thermik segelbare Bedingungen entstehen.
Auf der Agenda steht somit zunächst wieder Sonnen, Lesen, Faulsein. Um 10 h
entwickelt sich eine leichte Brise, so dass die Wettfahrtleitung beschließt,
einen Versuch zu wagen.
Fix ist die Bahn gelegt und los
geht es. Bei 1 bis 3 Bft. gelingt es uns, unser flapsig dahin gesagtes Ziel
(als Erster starten, als Erster ums Luvfass gehen und dann den Platz bis ins
Ziel verteidigen) bis zur letzten Downwindstrecke zu erfüllen. Zu diesem
Zeitpunkt entscheidet sich die uns verfolgende 2073 für die linke Seite,
während die 2047 nach rechts rausfährt. Wir können nur einen von beiden decken
und so rauscht Axel mit der 2073 kurz vor dem Leefass von links heran. Bei dem
Versuch, zur Tonne hin dicht zu machen, berührt er die Flagge und wird in einer
anschließenden Protestverhandlung dafür disqualifiziert. Somit lautet die
Bilanz für uns: 1. Wettfahrt – 1. Platz!
Nach einem misslungenen Start
wurschteln wir uns auf Steuerbordbug durch alle anderen durch, entscheiden uns
zwangsläufig für die rechte Seite und retten damit alles, was noch zu retten
ist. Wir kommen als Dritter an Tonne 1 an und schaffen es auf den weiteren
Schenkeln nicht, an Kay und Axel vorbeizuziehen, da der Wind weiter nach Nord
gedreht hat und die jeweiligen Tonnen ohne eine einzige Wende bzw. Halse
erreichbar sind. Bei Einbahnstraßenrennen hilft eben keine Taktik… Dritter
Platz im Ziel!
Weiter geht es Schlag auf Schlag:
Um 14 h wird die 3. Wettfahrt angeschossen, der Start ist nicht überragend und
auch unsere taktischen Entscheidungen lassen meist zu wünschen übrig. Nach
zweimaliger falscher Seitenwahl beschließen wir, auf der letzten Kreuz die
andere Seite zu nehmen – doch wieder ohne Erfolg! Wir retten uns mit einem
vierten Platz ins Ziel und grübeln über die weitere Tagesgestaltung nach:
Gewinnen können wir nicht mehr, der dritte Platz ist uns sicher, der Kran ist
noch frei, die Fahrt nach Berlin noch lang…
Da keiner der Buhmann sein will,
beschließen wir, zumindest noch zu starten und danach weiterzusehen. Bei null
Wind legen wir einen Traumstart hin und fahren nach links. Leider fährt das
komplette Feld nach rechts, erwischt den perfekten Dreher und verfrachtet uns
auf den 9. Platz am Luvfass. Malte will an den Kran, Thilo alias Mister Potter
will wenigstens noch den Spikurs mitmachen, da der MYC in der Nähe des
Leefasses liegt. Unser Taktiker Potter umreißt ganz klar den Plan: Wir fahren
jetzt einfach an allen vorbei und kommen als Erster ins Ziel und damit immer
noch als Erster an den Kran! Und siehe da, Potter hat mit seiner Narbe den
richtigen Riecher: Der Pulk vor uns stellt sich links in ein Windloch und
prügelt sich um den verbleibenden Wind, wir überholen über rechts und sind an
Tonne 3 Erster. Wir haben die nötige Lockerheit wiedergefunden und entscheiden
uns entspannt für die richtigen Seiten. Nur Thomas auf der 2059 bleibt uns
dicht auf den Fersen, alle anderen sind weit abgeschlagen. Als Erster passieren
wir die Ziellinie, schaffen aber das Hafenrennen nicht, da Kay mit einem
sicheren Gesamtsieg die letzte Wettfahrt zugunsten des schnellen Herauskranens
abgebrochen hat. Dennoch sind wir fix fertig mit dem Abbauen des Bootes und der
Protestverhandlung aus der ersten Wettfahrt.
Nach der Siegerehrung geht es auf
die Straße gen Norden – allerdings wieder ohne Schiff, das netterweise schon
von Sven mit ins Rheinland genommen wird und dort auf uns und die Rheinwoche
2013 wartet!
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