Sonntag, 19. Mai 2019

Europameisterschaft der J-24 Klasse 2019 in Patras, Griechenland

Team:
Henrike Germar (BSV07) auf dem Vorschiff
Christoph Cornelius (JSC/ KaR) als Taktiker
Felicia Moeltzner (KaR) als Spi-Fahrerin
Maria Vitek (SCG) als Genua-Fahrerin
Johanna Maske (KaR) als Steuerfrau

Am Donnerstag, dem 02.05.19, starteten wir zu viert voller Vorfreude mit dem VW Bus und angekoppelter J aus dem KaR zur Europameisterschaft in Griechenland - dem Highlight dieser Saison. Christoph, der spontan bei uns eingesprungen war, kam Sonntag auf luftseitigen Weg hinterher gereist. Wir erreichten nach Überwindung des Brenners abends Verona und nächtigten dort - angestoßen wurde mit leckerem Aperol auf die gute Fahrt und das Event ;)
Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Ancona, von hier setzt die Fähre nach Griechenland über. Da wir etwas zeitlichen Puffer hatten, machten wir einen Stadtspaziergang und aßen das obligatorische italienische Eis. Um 19 Uhr war die Fähre abfahrbereit. Die Ãœberquerung des Adriatischen Meeres bis nach Patras dauert 23 Stunden, entlang der Küsten von Montenegro und Albanien. Wir trafen weitere J24-Teams. Am Abend des nächsten Tages erreichten wir endlich Patras und bezogen die Räumlichkeiten eines Badehauses in Hafennähe. 
Am Sonntag, dem 04.05, ließen wir die J vermessen. Nachmittags folgten ein gemeinsames Essen und die offizielle Eröffnungszeremonie. Wir holten Christoph aus Athen ab. Am Folgetag konnten wir das Boot schließlich ins Wasser kranen. Wir lagen an einem Fähranleger, hinter einer Kaimauer vor Wellen geschützt. Ein Practice Race war angesetzt. Zuerst wurde dieses aufgrund von Windstärken um die 30 Knoten (und circa einem Meter Welle) verschoben. Nach einigem Abwarten ging es dann zum ersten Mal raus, das Segelgebiet ist die Bucht von Patras. Bei den unveränderten Windbedingungen schlug sich die J auf Am-Wind-Kurs durch die Wellen - ein gewaltiges Auf und Ab! Auf raumen Kursen fing die J beinahe an zu gleiten, was für ein Spaß! Plötzlich brach der Lümmelbeschlag für den Baum aus dem Mast.
Wir bargen direkt das Großsegel, weiter ist nichts passiert, wir fuhren mit Fock zurück in den Hafen und konnten mithilfe einiger anderer Segler einen neuen Beschlag poppnieten. Aufgrund der Windbedingungen ist das Practice Race ausgefallen, das Startschiff hatte seinen Heckanker verloren. Weiterhin wechselten wir die Unterkunft von der Jugendsegler-Wohngemeinschaft im Badehaus zu einem privaten, kleinen Appartement am nördlichen Stadtrand von Patras.
Die Europameisterschaften der J24-Klasse wurde vom Sailing Club of Patras ausgerichtet. Es waren zehn Wettfahrten mit zwei Streichern vom 07.05.19 bis zum 10.05.19 angesetzt. Jeden Tag sollten drei und am letzten Tag eine Wettfahrt gesegelt werden. Es wurde ausschließlich ein Up-and-Down mit zwei Runden bzw. einer zusätzlichen Kreuz gesegelt. An den Start gingen 30 Teams aus Griechenland, Deutschland, Italien, Ungarn und Großbritannien. Alle Boote wurden live getrackt und daher waren die Rennen extern gut mitzuverfolgen.
Tag eins, Dienstag:
© Sailing Club of Patras
Aufgrund der kurzen Trainingseinheit bedingt durch die Wetterbedingungen und Materialschäden am Montag, begannen wir den ersten Wettfahrttag noch mit eher steifen Manövern. Das Team musste sich noch aufeinander einstimmen. Nach dem „Training“ im ersten Rennen (19. Platz), bemerkten wir im zweiten Rennen ein verbessertes Zusammenspiel der Crew und konnten eine erfolgreiche zweite Wettfahrt mit einem Zieleinlauf auf dem achten Platz absolvieren. Nach Regen in den ersten Rennen kamen im Tagesverlauf mit zunehmendem Wind bis 17 Knoten auch Sonnenstrahlen hervor. In der Startphase vor dem letzten Rennen trimmten wir auf Fock um. Bei ausgeprägter Welle wurde durch Felis unermüdliches Pumpen auf den Spikursen ein Angleiten auf den Wellen möglich. Im dritten Rennen gingen wir als 14. ins Ziel. Wir erhofften uns für die nächsten Tage etwas weniger Wind und wärmere Temperaturen. Abends saßen wir mit zwei befreundeten Teams aus Berlin zusammen, es gab gegrillten Fisch und Gemüse.

Tag zwei, Mittwoch:
Der heutige Wettfahrttag stimmte sich milder. Der Wind begann bei fünf bis acht Knoten unter blauem Himmel und steigerte sich auf zehn bis zwölf Knoten zum Nachmittag. Um 10:30 Uhr fiel der Startschuss zum ersten Tagesrennen. Wir waren früh und vorne an der Startlinie – Flagge X wurde gezogen. Mit etwa fünf weiteren Teams entschieden wir uns für die Bereinigung. Schnell konnten wir die Startlinie ducken und fuhren dann in einem langen Schlag auf die linke Kursseite raus. Unter den ersten zehn kamen wir an der Tonne 1 an und konnten die Position verteidigen. Als siebtes gingen wir durchs Ziel. Im Folgerennen konnten wir die noch vorhandene Thermik und die Taktik des letzten Rennens nutzen und kreuzten über die linke Seite mit freiem Wind zur Tonne 1. Nach Änderungen der Windbedingungen auf dem Vorwindkurs entschieden wir uns für die zweite Kreuz für die rechte Kursseite. Diese konnten wir erfolgreich ausfahren, auf dem letzten Vorwind wurde es sehr eng mit den drei Booten vor uns, schließlich gingen wir als achter durch das Ziel. Im letzten Tagesrennen hatten wir nach Speed- und folgenden Höheproblemen in der Nachstartphase sowie Fehlentscheidungen bezüglich der Kreuzseite eine „Beinah“-Kollision mit den Teams High Five und den Schweren Jungs. High Five befand sich auf dem Vorwind mit Wind aus Backbord, wir befanden uns noch auf der Kreuz und lagen zur High Five in Lee auf Steuerbord. Die Schweren Jungs kamen auf der Kreuz mit Backboard auf uns zu, doch konnten wir aufgrund der High Five nicht ausweichen. Um den Raum zu gewähren, machte High Five einen Sonnenschuss, wir fuhren einen Kringel. Später zogen die Schweren Jungs ihren Protest gegen High Five zurück. In dem Rennen kamen wir als 26. ins Ziel und schlossen den Tag recht enttäuscht aber in Vorfreude und Angriffslust für den nächsten Tag ab.
© Sailing Club of Patras
Am Abend wurde in einem Restaurant nahe der Liegeplätze Souvlaki bzw. vegetraische Patties und Bier gereicht.
Tag drei, Donnerstag:

Die Bedingungen am dritten Wettfahrttag zeichneten sich durch eine Briese von zehn bis 15 Knoten, sonnigem Himmel und wärmeren Temperaturen aus. Wir fuhren die Platzierungen 17, 18 und 17 ein und hatten somit jegliche Aussicht auf den angestrebten Junior-Europameistertitel verloren. Insbesondere die Starts, bei denen wir nicht wegkamen und somit auf längeren Abschnitten weder Entscheidungsfreiheit noch freien Wind hatten, kosteten uns viele Plätze. Im ersten Rennen auf der ersten Kreuz wurde uns zudem vor der Tonne 1 zweifach die Vorfahrt genommen und wir waren gezwungen, um Bootskontakt zu vermeiden, in den Wind zu schießen bzw. zu wenden. Das Fazit des Tages, wie in jeder Sportart: der verfluchte dritte Tag! Den Tag schlossen wir bei schönstem Sonnenuntergang mit einem romantisch-anklingendem Teamdinner im Sailing Club von Patras und einer Seglerparty im Badehaus ab.

Tag vier, Freitag:

© Sailing Club of Patras
Am letzten Wettfahrttag wurde ein Rennen bei etwa sieben Knoten, Sonnenschein und ohne erhebliche Wellen ausgetragen. Bei Traumbedingungen mit Sicht auf die schneebehangenen Berge und die große Brücke konnten wir bei einem freien Start mit hoher Geschwindigkeit und mit freiem Wind auf die linke Seite raussegeln. Wir kamen als 6 an Tonne 1 an. Wir segelten einen schönen Vorwindkurs ohne Bootsverlust. Nach einer Kursverlängerung auf der zweiten Kreuz kamen wir als siebter an Tonne 1 an. Auf dem letzten Vowind konnten wir in einem engen Feld mit einer aggressiven Taktik auf dem letzten Drittel mit zwei schnellen Halsen zwei Plätze gut machen und als fünfter ins Ziel gehen. Das war ein erfreuliches Ergebnis zum Abschluss einer spaßigen Europameisterschaft in schönster Kulisse in der Bucht von Patras!

Im Hafen folgte das Abbauen und Kranen vom Boot und Endsalzen des Materials bei sommerlichsten Temperaturen. Die Abschlusszerermonie und Siegerehrung folgte in der Handelskammer von Patras mit dem Bürgermeister. Insgesamt ersegelten wir den 15. Platz.

Angestoßen wurde mit Abschlussbier in der beliebten Pinte am Kai.
 

Rückfahrt

Am Samstagmorgen verpackten und vergurteten wir das Boot und die Segel. Wir genossen Sonnenstrahlen am Strand mit Blick auf glasklares Wasser und die Brücke bevor es wieder auf die Fähre und Richtung Heimat ging. Nach einer intensiven Sicherheitskontrolle beim Check-In auf die Fähre und der Begegnung mit Geflüchteten verließen wir den Hafen von Patras. Nach 24 weiteren Stunden auf Wasser bestritten wir ab Sonntag den Rückweg nach Berlin. Nach 17,5 Stunden (Nachtfahrt) erreichten wir den KaR.

Das Event wurde vom Sailing Club of Patras sehr gut organisiert und ausgerichtet. Auch wenn uns die Platzierung nicht gänzlich zufrieden stellt, haben wir eine erkenntnisreiche Zeit auf dem Wasser und viel Spaß auf der Meisterschaft gehabt. Weitere Informationen zum Event können unter folgendem Link abgerufen werden: http://j24europeans2019.gr/.

Als nächstes Event steht die Kieler Woche Ende Juni an, die Teamzusammenstellung steht noch nicht final fest. Wir haben eine kleine To Do Liste aufgestellt, die wir bis zum nächsten Event umgesetzt haben wollen. Dazu gehört unter anderem der Feinabschliff des Unterschiffs und des Kiels sowie der Umbau der Wantenspannung auf ein Schnellspannsystem, sodass ein Feintrimm auch auf dem Wasser möglich ist.

Wir bedanken uns bei dem KaR und unserem Sponsor Dirk Janssen für die großartige Unterstützung!


© Sailing Club of Patras

Team Fast Forward
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