Unsere erste Regatta für 2014 ist die Relegation für die
Segelbundesliga. Anfang April ist das Wetter dieses Jahr zwar vielerorts schon
fast sommerlich, in Glücksburg an der Flensburger Förde ist es leider mit unter
10°C, wenig Sonne und ordentlich wind
zwischen 18 und 33 Knoten relativ ungemütlich. Sinn und Zweck dieser Monsterveranstaltung mit
61 Teilnehmenden Teams und etwa 90 geplanten Wettfahrten in zweieinhalb Tagen
ist das Aussegeln der verbliebenden 5 freien Plätze in der 1. und den 18 freien
Plätzen in der neuen 2. Segelbundesliga. Mit dabei ist das ‚Who is Who‘ der
deutschen Segelszene, abgesehen von der gesetzten 13 Erstligavereinen (zum Beispiel:
Berliner YC, DTYC, NRV, VSaW, YCBG, …), allen voran natürlich der Klub am
Rupenhorn mit Malte, Thilo, Olaf und Simon.
Gesegelt wird auf sechs J70 und acht J80. Die Rennen sollen
im Schnitt ca. 20 Minuten dauern. Dann müssen regelmäßig die Teams ausgetauscht
werden so dass inkl. Startzeit ca. 10 Minuten Wechselzeit hinzukommen. Dafür
fahren 14 Motorboote zwischen der Wechselzone, direkt hinter der Ziellinie, und
dem Steg des DHH hin und her. Zusätzlich sind auf der Bahn zwei Juryboote pro
Startgruppe, zwei Reparaturboote und zig Helfer an Land. Gestemmt wird dieser
Aufwand von einer Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern aus dem Flensburger
Segelclub und vor allen vom Deutschen Hochseeverband Hansa (DHH), der auch die
J80 stellt.
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Am Freitagmorgen haben wir um kurz nach 10 Uhr unseren
ersten Trainingstermin auf einer der J70. Es bläst ganz ordentlich und wir
legen uns auf dem ersten Vorwindgang unter Gennaker ganz ordentlich auf die
Seite. Baumniederholer öffnen reicht nicht, wir müssen das Gennakerfall kommen
lassen und schon richtet sich die Kiste wieder auf.
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Die J80 sind wir ja schon
gewöhnt, aber die J70 ist deutlich kleiner, verdammt viel leichter und damit
natürlich auf kippeliger. Alles in allem muss man aber sagen, dass das Schiff
ganz gut gelungen ist, wann erst Mal über die zwergigen Ausmaße hinweg ist.
Wenn es mit 6 BFT bläst geht das Boot unter Gennaker auch richtig gut ab. Da
hat man schon Probleme mit dem Motorboot hinterher zu kommen.
Nach der ersten Wasserung kriegen wir das Boot immer besser
in den Griff, aber dann kommen vor Ende unserer Trainingszeit mehrere
Motorboote zu uns und teilen uns das vorzeitige Ende der Trainingseinheit und
genauer aller Trainingseinheiten mit.
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Auszug aus unserem WhatsApp Feed:
Fr 14:21; Hallo Leute, viel Wind und schon zwei gebrochene J80 Masten.
Etwas verwundert steuern wir den Hafen an und können flügellahme
J80 bewundern. Die Böen sind mit über 30 Knoten etwas zu heftig geworden und
die Masten vermutlich nicht ordentlich für das Wetter getrimmt. Der Wind macht
nicht nur einen Strich durch die Trainingsvorbereitung sondern verschiebt auch
den Start für die erste Wettfahrt,
Fr 14:22; Startverschiebung bis 16 Uhr wegen Wind und Schäden.
Fr 16:00; Startverschiebung bis 17 Uhr.
der ursprünglich auf 14 Uhr angesetzt war um drei Stunden
nach hinten. Dann sollen die Spitzenwindgeschwindigkeiten auf ein
überschaubareres Niveau sinken.
Tatsächlich hat es sogar drei J80 erwischt. Aber bis 17:00
sind alle Masten ausgetauscht und es kann wie geplant losgehen.
Fr 20:19; Erste Wettfahrt auf J80: Prima Start, top Manöver (der Gennaker
durfte nicht gesetzt werden) und sicher als erste in Ziel.
Fr 20:40; Zweite Wettfahrt: direkt im einer Anschluss auf einer J70,
vom Training wussten wir, dass Kisten sehr wackelig sind. Auch hier sind wir
ohne Tüte auf der Bahn.
Fr 20:43; Die Wettfahrtleitung begann das Startverfahren, obwohl wir
noch nicht bereit waren. Wurden dann noch am Startschiff abgedrängt und mussten
abdrehen. Mit 20s Rückstand ging es dann auf die Bahn.
Das war leider ein kleiner Ausreißer in der sonst fast
makellosen Durchführung des Events. Nach dem Wechsel bleiben einem Team 2
Minuten um das übergebene Boot durchzuchecken. Bei Schäden etc. kann dann das
Reparaturboot gerufen werden, was natürlich bei den Starkwindbedingungen
relativ häufig in Anspruch genommen werden musste. Das Startschiff hat sich
aber von der Tatsache, dass einige Boote noch nicht Startbereit waren nicht beirren
lassen und das nur 3 Minütige Startverfahren eingeleitet. Wir haben zwar den
Start trotzdem noch geschafft, anderen Teams erging es aber noch schlechter. Sie
waren nicht in der Lage zu starten, weil die Genua, oder der Gennaker in Fetzen
lag. Glücklicherweise ließ sich diese Problematik auflösen, indem diese Rennen
für die betreffenden Teams gestrichen wurden, da am Ende nur der Durchschnitt
aus den gesegelten Rennen zählt. Darüber hinaus wurde die Kommunikation
zwischen den Wechselmotorbooten und dem Startschiff verbessert, so dass solche
Probleme nicht wieder auftauchten.
Fr 20.45; Manöver waren gut, sind ran gekommen und knapp als Dritte ins
Ziel. Nicht zufrieden , aber ok.
Das Abendprogramm beinhaltet ein wenig Freibier und die
Begrüßung/Vorstellung der Vereine, FSC, Liga eV und DHH. Das straffe Programm zieht
einen frühen Start am Samstag nach sich so dass wir uns gegen das Durchfeiern
der Nacht entscheiden müssen.
Der Tag verspricht wenig Wind (5-7 Knoten) der im Laufe des
Tages auch noch weiter abnehmen soll.
Sa 12:16; 3. Renne auf J70: Start an der Starttonne. Auf Steuerbordbugvor
allen vorbei. Auf dem Downwind drängt uns eine J80 ab und wir sind Zweite am Leetor.
Auf der Kreuz haben wir wieder die Führung übernommen, aber auf dem letzten
Vorwindgang decken wir den direkten Verfolger und fahren auf die falsche Seite
raus. Die zwei nächsten Verfolger rutschen auf der anderen Seite mit Dampf an
uns vorbei und kurz vor uns ins Ziel. Schade, wieder Dritte.
Sa 15:45; 4. Rennen: J80. Normaler Start, Zweite an Tonne 1. Halbwegs
gut gelaufen, aber nicht überragend, noch Zwei Plätze auf der zweiten Kreuz
verloren und als Vierte ins Ziel.
Sa 17:22; 5.
Sa 17:24; Gute Manöver, aber an der Tonne 1 in ein stehendes Pulk
gefahren. Kamen nicht durch und auf nicht vorbei.
Sa 19:30; 6. Rennen mal wieder auf einer J70. Die ist sportlicher und
liegt Malte heute bei wenig Wind einfach besser ;)
Sa 19:31; Nochmal einen schönen Sieg zum Ende des Tages gesegelt.
Dieser versöhnliche Abschluss war wichtig für unser Ego. Dieser
leichte Wind lag uns auf den J80 leider nicht so gut. Mit den zwei Siegen auf
unserem Konto liegen wir im Bereich der zweiten Bundesliga und sind bis dato
bester Berliner Verein und im Grunde ganz zufrieden. Unsere Kollegen aus dem
Kieler Yachtclub, die von den J80 Regattabahnen kennt haben sich durch vier
solide Rennsiege an die Spitze gesetzt. Das zeigt auf jeden Fall, das fundierte
Bootskenntnis durchaus hilfreich sein kann. Der nächste Tag verspricht solidere
Windbedingungen um die 3 Beaufort und da sollten wir nochmal mit unseren J80
Kenntnissen punkten können.
So 10:18; 7. Rennen J70. Start und Startkreuz waren gut. Zwei Boote
sind an der Tonne vor uns. Einer hätte uns Raum zum Wenden geben müssen. Wir haben
das nur lautstark verbal mitgeteilt und das dazugehörende Handzeichen nicht gemacht
und mussten dann selber einen Startkringel machen. Das klappte unter Gennaker
nicht wie erhofft. Letzter: 0 Punkte. Sehr bitter.
Im Ziel erklärt uns der Schiedsrichter die Situation nochmal
en Detail. Wir kamen auf
Steuerbordbug an der Luvtonne raus. Der Münchener Yachtclub ein wenig voraus
kommt noch frei durch. In Luv von uns liegt ein weiteres Boot, so dass wir
nicht einfach wenden können. Außerdem kommen die ersten Boote über Backbordbug
auf Kollisionskurs auf uns zu. Wir müssen Wegerecht gewähren und unterwenden,
verlangen dafür Raum zum Wenden von unserem Kontrahenten in Luv. Legen um, er
auch, wir müssen im Ausweichen, er uns auch. Wir protestieren, er protestiert
und wir bekommen die rote Fahne, er grün. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Das
Problem war, das man Raum zum Wenden ankündigen muss mit dem Ruf, „Raum zum Wenden‘‘
und einem Armzeichen nach Luv. Das haben wir nicht gemacht, damit haben wir
offiziell kein Raum nach Luv gefordert, trotzdem den besagten Kontrahenten behindert
und damit einen Strafkringel verdient. Verdammt ärgerlich. Jetzt müssen wir
sogar um die zweite Bundesliga kämpfen.
So 13:19; 8./9. Rennen auf J80:
kurz hintereinander bei etwa 3 BFT. Einfach schöne Bedingungen. Starts, Manöver
und Bootsspeed waren sehr gut. Zweimal 100 Punkte, es geht also wieder
vorwärts.
So 13:21; Sie schaffen all Rennen
wie geplant.
Wir sind im vorletzten Rennen des Tages, haben eine J80 mit einem
Riss im Gennaker übernommen und benötigen Hilfe vom Reparaturboot. Eine weitere
J80 ebenfalls, so verzögert sich unser Start und die J70 werden uns vorgezogen.
Glücklicherweise gehen die Reparaturen glatt und wir können uns pünktlich an
den Start stellen. Der Start ist in Ordnung. Wir kriegen leider keinen
richtigen Speed ins Boot, möglicherweise waren die Fockholepunkte zu weit
hinten. Wir kriegen es nicht raus, fahren aber unseren Stiefel halbwegs solide,
ohne taktische Schnitzer, nach Hause und werden, wenn auch knapp (nach Hinten),
Vierte. Mehr war da leider nicht rauszuholen. Damit gibt es nochmal 57,14
Punkte auf unser Konto, das zieht unseren Schnitt ein klein wenig nach unten,
aber es sollte unsere Platzierung in der zweiten Segelbundesliga nicht gefährden.
Wir stellen die J80 noch im Hafen ab und klarieren ein wenig
und dann geht auch schon Richtung umziehen und ab Richtung Berlin, bzw. Hamburg.
Das endgültige Ergebnis gibt es dann auf der Autofahrt, allerdings ändert sich
die Liste noch ein paar Mal.
So 17:10; 16. Platz von 61.
Damit sind wir auf Platz 11/18 in der zweiten Liga gelandet.
Und einer von drei Berliner Vereinen in der neuen zweiten Bundesliga.
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