Pünktlich gegen 3 Uhr am frühen Morgen haben wir es endlich
geschafft und wir fahren auf das Gelände des Deutschen Touring Yachtclub in
Tutzing am Starnberger See, gute 600km und einen McDonalds Stop von der
Hauptstadt entfernt. Das Boot wird noch schnell möglichst nah am Kran
eingeparkt und dann geht es gleich in die in die luxuriös ausgestatteten Kojen
des DTYC. Die Nacht ist kurzweilig denn schon um kurz vor acht klingelt wieder
der Wecker. Das Boot muss noch aufgeriggt und gekrant werden, Frühstück steht
noch an und Auslaufbereitschaft ist ab 11 Uhr.
Um halb zehn sind wir allerdings schon fertig. 2/3 der Crew
hauen sich nochmal kurz aufs Ohr und um kurz vor 11 bei der
Steuermannsbesprechung werden unsere Befürchtungen vom Blick auf den viel zu
stillen See betätigt, das Auslaufen wird erst einmal verschoben. Typisch für Bayerischen
Seen ist erst mal ordentliche Flaute.
Eine gute Stunde später hat sich der Nordwind dann
stabilisiert. Glücklicherweise ist der Fön stabil und hält eine drohende Front
auf, die zwar Wind, aber vor allen Dingen niedrige Temperaturen um die 7°C und
sehr viel Regen verspricht.
Bei gemütlichen 6-10 Knoten, Sonnenschein und fast schon
sommerliche Temperaturen geht es dann los zum ersten Start. Wir sind drei
Startgruppen, 15 Stare, 11 Streamlines und 11 Dyas, die auch in dieser
Reihenfolge starten sollen. Die Startprozedur sieht separate Starts für jede
der Klassen vor so dass mehr als die sonst üblichen 5 Minuten zwischen
einzelnen Starts liegen könne. Das ist insofern gut, als dass dann die Stare einen
deutlich größeren Vorsprung vor den Streamlines haben können, den Sie auch
dringend benötigen. Leider sind die Zeitsignale nicht so sonderlich akkurat,
das 4 und 1 Minutensignal kommt gute drei Sekunden zu spät. Daraus schlossen
wir fälschlicherweise dass unsere Zeitnahme falsch war, so dass wir dann auch
beim wieder pünktlichen Startschuss noch nicht 100%ig in Fahrt sind. Die
Startkreuz läuft trotzdem ganz gut: Wir fahren notgedrungen rechts raus, der
Rest nach links. Am Luvfass sind wir dann 2. Knapp hinter unseren alten
Freunden von der 2073. Die haben wohl nix über die Winterpause verlernt –
Schade. Auf dem Downwind machen wir wieder unser Ding, fahren auf der gleichen,
also jetzt linken Seite zurück. Die Wahl stellt sich als suboptimal heraus und
am Leefass liegen wir nur noch an Position drei, hinter 2073 und 2047. Upwind
fahren wir alle quasi durch die Mitte, aber ein kleiner Dreher, den nur wir mit
einem Verholer kombinieren macht sich bezahlt und wir kommen als Erste in Luv
raus. Der letzte Downwind ist unspektakulär, alle fahren mehr oder weniger
hinter uns her. Die 2073 kämpft sich nah an uns heran, aber wir verteidigen
unsere Position bis ins Ziel, auch wenn Sie uns auf der Zielkreuz, die wir uns
auch mit den letzten Staren teilen, noch zu einem kleinen Wendeduell
herausfordern. Hier kommt uns unter Anderem die Lebensmittelvergiftung des
ersten Vorschoters am Vortag zugute.
Der zweite Start schließt zügig an, weil die langsamen Dyas
am letzten Luvfass gewertet werden. Der Start war grundsätzlich ok, aber wir
werden von einem Einzelrückruf abgelenkt, bei dem wir alle nicht so richtig
einschätzen können ob wir das waren oder nicht. Prompt rutschen wir in die
Abwinde der 2047, die eine Ecke schneller als wir angefahren war. Wir sind also
wieder rechts raus, während das Feld sonst über links deutlich besser unterwegs
war. An der Luvtonnen sind wir nur an 6. Stelle auf dem Downwind läuft es auch
nicht so richtig und wir kommen als 5. in Lee an. Auf der zweiten Kreuz können
wir wieder mit unserem Verholer nach rechts punkten und kommen direkt hinter
der führenden 2073 an der Luvtonne an. Unsere Überholversuch auf dem Downwind
sind erfolglos und der Versuch mit weghalsen und es das letzte Stück über die rechte
Seite zu versuchen kostet uns ein paar Meter. Auf der Zielkreuz, die gespickt
ist mit Starboothindernissen, werden wir erbarmungslos gedeckt, leider rutscht
uns dadurch das Team 2007 vom PYC durch, die es mit freiem Wind und einem
glücklichen Dreher über rechts versuchen und auf der anderen Seite der
saulangen Startlinie knapp vor uns über die Linie gehen.
In der Pause zwischen den Wettfahrten erfahren wir vom
Startschiff, dass es drei Frühstarter gegeben hat, aber man sagt uns leider
nicht ob wir dabei sind. Unsere Vermutung geht schwer in eben dieser Richtung,
so dass wir den Start zur letzten Wettfahrt des Tages dann etwas weniger
aggressiv angehen. Der Wettfahrtleiter hat ein Einsehen und gibt uns den ersten
Slot in der Startreihenfolge. Wir starten mehr in Richtung der Starttonne. Wir
kommen auch erst mal ganz gut weg, werden dann aber leider langsam von der 2007
und der 2059 überlaufen. Der Bootspeed ist bei uns noch nicht auf dem
Vorjahresniveau angekommen. Wir bleiben trotzdem auf der linken Seite und
kommen in Luv an Position 5 raus. Downwind geht leider nichts so richtig, erst
auf der zweiten Kreuz die zwischenzeitlich noch düsterer für uns aussieht kommt
dann die am Morgen schon angekündigte Front auf uns zu. Ein dicker Winderdreher
macht unseren Kurs zum Anlieger und mildert zum einen unsere Verluste, lässt
uns aber auch an der 2007 vorbeiziehen. Der Wind wird langsam eine Ecke stärker
und pendelt mehr um die 15 Knoten. Den Downwind bestehen wir gut auf wenn meine
Finger nach dem Spisetzen krampfen und ziehen noch an der 2047 vorbei, sodass
wir schlussendlich noch als 3. ins Ziel kommen. Wir schaffen es gerade mit den
ersten Tropfen in die Hafeneinfahrt und bevor es richtig anfängt zu schütten
haben wir das Boot abgebaut und sitzen bei einer Runde „Anlegehelles“ am
Fenster und schauen den Nachzuglern zu, die völlig durchnässt werden – Der Sommer
ist vorbei!
Auf den Ergebnislisten an Land ist von den Frühstartern
nichts zusehen. Wir liegen insgesamt an 2. Stelle:
1. 2073 2 1 2 =
5
2. 2065 1 3 3 =
7
3. 2059 4 4 1 =
9
4. 2007 5 2 5 =
12
5. 2047 3 5 4 =
12
Der Abend klingt aus bei Rohkost, Schweinebraten,
Bayerischer Creme und Tegernseer Bier in angeheiterter Runde. Die zweite Nacht
wird deutlich ausgiebiger Zelebriert, nicht zu Letzt um den Schlafmangel vom
Vortag auszubügeln.
Der Sonntag beginnt so flautig wie der Samstag, nur ist es
auch noch kalt und bedeckt. Die Auslaufbereitschaft von ursprünglich halb zehn
wird deutlich verschoben und als dann gegen 12 Uhr der erwartete Nordwind
einsetzt geht es los. Dieser wird allerdings immer wieder von unerwartetem
Ostwind abgelöst. Gegen 13:30 scheint sich der schwache Wind dann auf die
Richtung Nordost geeinigt zu haben und kann geht losgehen. Um zu gewinnen
müssen wir die letzte Wettfahrt gewinnen. Aus Erfahrung mit unserem Konkurrenten
2073 vom letzten Jahr am Starnberger See halten wir uns erst mal frei am Start
und kreuzen die Startlinie am Pinend. Der Speed passt heute und wir werden
nicht überlaufen, können uns aber auch nicht so befreien das wir auf der
rechten Seite mitspielen können. Die 2073 hat einen miesen Start in der zweiten
Reihe erwischt, das lässt uns hoffen. Wir fahren also links durch bis kurz vor
den Anlieger müssen uns dann noch zweimal verholen und runden wieder nur als 6.
Auf dem Downwind teilt sich das Feld auf, wir sind beim hinteren Teil auf der
rechten Seite, die führenden fahren über links, die 2073 zieht auch auf unsere
Seite rüber um uns zu decken, vermasselt aber das Manöver als sich unsere Wege
kreuzen und wir können vorbeiziehen. Der Teil der es über links versucht hat,
parkt derweil ein und wir runden als 2. Hinter der 2047 das Leefass. Die Bahn
wird abgekürzt und es geht schon nach dieser ersten Runde direkt ins Ziel. Auf
der kurzen Zielkreuz ändert sich die Reihenfolge nicht mehr, so dass die
Titelverteidigung abgehakt werden muss. Aber immerhin ist es knapp:
1. 2073 2 1 2 (3) = 5
2. 2065 1 (3) 3 2 = 6
3. 2047 3 (4) 4 1 = 8
Daraufhin setzen wir Thilo auf einer DTYC Streamline ab und
versuchen den Wind zu nutzen um das Boot zum Münchner Yachtclub zu bringen, in
dem die Regatta am kommenden Wochenende stattfindet.
Der Wind schläft leider auf ¾ der Strecke ein und setzt erst
wieder ein als der Schleppverband der restlichen Streamlines auf dem gleichen
Weg vorbeikommt. Wir hängen uns noch die letzten Meter mit dran und haben Glück
nicht ganz ans Ende zu müssen, so dass wir 2. am Kran sind. Eine
doppeltbezahlte Unterkunftsrechnung und die vergessene Persenning zwingen uns
trotzdem nochmal zurück zum DTYC zufahren. Das ist alles schnell erledigt, das
Boot ist schnell final verpackt und auf geht’s auf gute 600 km nach Berlin mit
einem BK Stop und der gute 1,5 fachen Geschwindigkeit.
Yours Sincerly, 2065
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