Für 2012 dachten wir an eine neue Saisonplanung und legten
unser erstes Match auf den Saisonauftakt der Streamlines beim Münchner Yachtclub
am Starnberger See. Die Wahl sollte sich schnell als goldrichtig herausstellen.
Schon am Tag der Hinfahrt waren 27°C angesagt. Mit dem Trailer an den
Starnberger See ist natürlich kein richtiges Zuckerschlecken, so dass wir erst
gegen 23:00 im MYC aufgeschlagen. Beim Willkommens-Bierchen machen wir uns schon
mal bei der Wettfahrtleitung lieb Kind. Unser Erzfeind sitzt auch mit am Tisch, zieht sich
allerdings deutlich vor uns zurück. Erster Tagessieg 1:0. Unsere Unterkünfte
liegen direkt über dem Wasser im denkmalgeschützten Bootshaus. Die Nacht ist
leider eher schlecht als recht. Kann ja eigentlich nicht am guten Bayerischen
Bier liegen. Es bleiben knarrende Doppelbetten, ein schnarchender Joker-Segler
und eine stickige Hitze als Sündenböcke übrig.
Der 29. April bringt den ersten Segeltag, nach drei Kaffee
und einer Dosis Ibuprofen wird in Windeseile das Boot aufgeriggt und gekrant.
Die schicken neuen Segel werden aufgezogen und dann ist erst mal wie es sich
für einen süddeutschen Alpensee gehört: Startverschiebung. Nach anderthalb
Stunden warten bei hochsommerlichen Temperaturen und nur leichter Bewölkung setzt
der Wind wieder ein. Gegen halb zwei werden die schicken Segel das erste Mal
und mit großem Staunen gesetzt. Gut zu wissen, das so teure Sachen trotzdem
soooo schön sein können. Dann geht es endlich mit den anderen 10 Streamlines
und 11 Jokern auf den See.
Das Startschiff ist massiv bevorteilt. Alle versuchen direkt
am Startschiff loszusegeln, wir hängen zwar nicht im Pulk, hoffen aber auf eine
Lücke zum Start. Es bleibt bei der Hoffnung. Wir kämpfen uns mit 20 Sekunden
Verspätung über die Linie. Es geht erst mal rechts raus. Aber die neuen Segel
scheinen uns schnell zu machen. 4. Position an der Luvtonne. Unser Dauerrivale
ist leider schon wieder auf der 1 unterwegs. Wir kämpfen, machen saubere
Manöver aber am Ende reicht es nur für Platz 2.
Wir wollen es besser machen und siehe da: die 2 Wettfahrt ist
zwar immer wieder knapp aber auf der letzten Kreuz können wir uns so weit
absetzten das die Positionen 2 und 3 sich nur gegenseitig kabbeln und wir
ungefährdet als Erster über die Ziellinie gehen. Unser Konkurrent, die GER
2073, erst als Dritter.
Zur dritten Wettfahrt ist erst mal wenig Wind, die Startkreuz
geht im direkten Kampf mit 2073 arg in die Binsen und wir runden das Luvfass
als drittletzter. Auf der zweiten Kreuz führt ein aggressiver Ansatz über die
andere Seite der Bahn schon auf Platz 3. Auf der Kreuz kommen wir noch eine
Stück näher an die #2 heran. Sind einen Tick schneller beim Spinnaker Setzten. Wir
halsen gleich, er nicht und bei aufgefrischten 5 Windstärken – die neuen Segel
freuen sich – kommen wir eine halbe Bootlänge früher am letzten Leefass an. Das
Spibergemanöver geht völlig schief. Die Crew liegt danach quer im Boot. Der Spi
schleift durchs Wasser aber dem anderen Team ergeht es noch schlechter. Der Spi
wird richtig überfahren und wir können relativ ungefährdet, aber mit viel
Aufräumarbeiten als Zweite ins Ziel fliegen. Die Konkurrenz war wieder auf #1
also steht nach dem ersten Tag für die GER 2073: 1, 3, 1 und wir sind zwar mit
2, 1, 2 punktgleich aber bei weniger ersten Plätzen Zweiter.
Die Grillteller an Land werden zügig weggeputzt. Nach den
Wintermonaten sind drei Wettfahrten bei 2-5 Beaufort schon anstrengend. Nach
der Kieler Woche werden wir vermutlich darüber lachen aber erst mal ist die
Kraft für den Tag verbraucht.
Die Eltern unseres Vereinskameraden Florian bereiten uns im Anschluss
noch eine weitere ordentlich und leckere Mahlzeit abgerundet mit diversen
Hellen vom Tegernsee.
Der Montag beginnt nach einer deutlich schafintensiveren
Nacht genauso wie der Sonntag mit spiegelglattem Wasser. Um 12 hat sich dann
der Wind durchgesetzt und alle Boote laufen aus. Die Streamings haben Zuwachs
bekommen und sind nun zu zwölft unterwegs. Das Rudel soll aber nicht lange
beisammen bleiben:
Das erste Rennen wird zwar noch in unserem Startverfahren
abgebrochen, weil der Wind um gute dreißig Grad nach rechts weggedreht ist.
Gegen 13:00 geht es dann richtig los. Unser Start ist eigentlich gut, die
Entfernung zur Startlinie stimmt, Speed ist im Boot und dann kommt jemand
besonders cleveres zum Zuge und nutzt die Möglichkeit beim blauen Peter zum
Start von Luv in die Startlinie einzutauchen. Leider sind da genau wir. Von Lee
vor Luv hat der scheinbar noch nichts gehört. Es knallt ein wenig, Thilo sitzt
ein paar Sekunden auf dem anderen Boot und hat seinen Fuß zwischen den Booten
eingeklemmt. Wir schreien, aber es gibt wenig Reaktionen, und nur ratlose
Gesichter zu bestaunen. Wir kommen irgendwie los und Thilo kommt zurück an
Bord. Danach gilt es erst mal wieder Fahrt ins Boot zu kriegen. Eine schnelle
Wende folgt und bringt uns als einzige auf die rechte Seite. Wir liegen knapp
vorne zusammen mit unserem Dauerkonkurrenten und einem weiteren. Auf den nächsten
beiden Runden holen wir konstant Meter für Meter an Vorsprung heraus. Das
verflixte letzte Spibergemanöver geht natürlich wieder schief aber wir kriegen
den Spi wieder unter dem Boot hervor gezerrt und können entspannt aber
derangiert halbwind ins Ziel gleiten. Unser Dauerrivale 2073 liegt leider schon
wieder auf Platz 2.
Unser Start zur zweiten Wettfahrt ist ambitioniert. Wir sind
nicht so ganz sicher ob er nicht vielleicht zu ambitioniert war. Die Flagge für
Einzelrückruf ist oben, wir verlieren das Vertrauen und drehen, um neu zu
starten. Das Startschiff ruft uns zu: „Ihr wart das nicht!“ Mist vollkommen
unnötig, aber immerhin ist die 2073 auch sauschlecht weggekommen und zieht nur
wenige Meter in Luv ihre Bahn. Wir fahren nach rechts raus, die 2073 kommt mit.
Die linke Seite war definitiv die bessere Entscheidung, so dass wir uns weit
hinten im Feld einreihen müssen. Mit dem neuen Spi kommen wir aber besser voran
als die meisten anderen so dass wir an der Leetonne nach einer sauberen
Spibergung und ebenso schönen Tonnenrundung schon auf Platz drei liegen. Die
Kreuz probieren wir jetzt auch eher über links. Wir können einen Platz
gutmachen aber gleichzeitig kommt unser Dauerrivale noch weiter links an allen
vorbei und setzt sich mal wieder auf den ersten Platz. Wir liegen also
weiterhin auf dem dritten Platz und erst der letzte Spikurs bringt den zweiten
Platz den wir dann auch über die letzten Meter ins Ziel tragen.
Nach den fünf Wettfahrten liegt unser Dauerrivale einen Punkt
in der Gesamtwertung vor uns. Also müssen wir nicht nur auf jeden Fall vor ihm
sein, sondern eigentlich, um auf Nummer sicher gehen, auf den ersten Platz
fahren. Ist ja eigentlich ganz einfach. Wir starten im direkten Zweikampf mit
der 2073. Er sitzt leicht Voraus in Luv und damit am längeren Hebel. Er deckt
konsequent und wir fahren gemeinsam auf die falsche rechte Seite raus. Nach
unzähligen Wenden, in denen wir uns aber leider nicht befreien können kommen
wir oben mal wieder jaanz weit hinten an. Auf dem Spikurs reichen auf 10 Halsen
nicht aus um uns befreien und wir kommen zwar im Feld nach vorne, aber nicht an
der 2073 vorbei. Das Spibergemanöver ist grenzwertig und nach der Tonnenrundung
erwischt uns ein dreißig Grad Dreher so dass Thilo und Simon in den Genuss von
ca. 10°C kaltem Starnberger Seewasser. An Bord entbricht die Diskussion über
die vielen Manöver im Zweikampf. Darüber geht dann erst mal die Taktik flöten
und wir fahren die linke Seite bis zur Anliegerlinie. Wir sind zwar immer noch
hinten, aber die Kräfte kommen wieder. An der Luvtonne sind wir dann direkt
hinter 2073 und damit in Schlagweite. Nach diversen Halsen sind wir bei einer
etwas zu langsam und 2073 halst so schnell, dass wir unsere Halse abbrechen
können und siehe da wir sind das erste Mal frei. Wir kommen auch gar vor der
2073 am Leefass an, aber das Bergemanöver geht schief. Wir müssen weiter
fahren, bis der Spi weggepackt ist. Nach ein paar Wenden diesmal über rechts.
Kommen wir als 4. an der letzten Luvtonne an. Die 2073 ist vor uns. Der Spikurs
geht für uns wieder über rechts. Wir sind schnell aber die 2073 geht über links
und ist auch schnell. Unten wie immer, er an Position 1, wir an #2. Alles
gelaufen L
An Land stellen wir dann fest, dass von den 12 Streamlines 8
einen Frühstart hatten. Eine hat sich bereinigt. Die 2073 und wir gehören
leider zu den verbleibenden 7 Frühstartern. Damit sind die 2073 mit 1, 3, 1, 2,
1 zwar punktgleich mit uns 2, 1, 2, 1, 2 aber mit drei ersten Plätzen vorne.
Bei der Siegerehrung stellen wir fest, dass die ersten 4 Plätze
alles Berliner Teams sind. Und der Wettfahrtleiter meint bei der Siegerehrung trocken:
„da müsse man ja in Bayern noch ein wenig üben…“
Wir haben dann noch schnell die Streamline ins zwölf
Kilometer entfernter Tutzing für die Streamline Regatta in 2 Wochen geschifft
und genießen gerade den abwechslungsreichen Ausblick der A9 bei Nacht.
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