1,2 oder 3 –
Hauptsache Podium
Als wir am Anfang der Saison unsere Ziele festlegten stand
fest: wir wollen in der 1. Liga bleiben, wir wollen das jeder aus dem Team zum Einsatz kommt
und wir wollen mindestens bei einem Event unter die ersten 3 kommen. Nachdem
Malte, Sebastian, Thilo und Simon das dritte dieser Ziele bei einem starken
Auftritt in Travemünde nur um Haaresbreite verpassten, stand vor dem Event in
Kiel fest, dass es dafür nur noch 2 Chancen geben würde. Entsprechend nutzten
Paul, Flo, Katha und Felix möglichst viele Tage um Manöver zu überdenken, zu
optimieren und sich aufeinander für Kiel einzuspielen.
Donnerstag Abend ging es mit einigen noch gut bei Felix
gehüteten Erkältungsviren im Multivan Richtung Kiel – weder der
Baustellenparcour auf der A24 noch rote Ampeln konnten uns aufhalten vor
Mitternacht unser perfekt gelegenes Quartier in Laufdistanz zur „Liga-Arena“ zu
erreichen.
Während es sich in Berlin noch immer nach Sommer anfühlte,
war es im Norden Deutschlands gefühlt auf jeden Fall schon Herbst. Ideal für
die Erkältungsbazillen! Bei mittleren Winden ging es im dritten Rennen für uns auf der Innenförde an den Start. Mit
Platz 5 ein Start der einem Dämpfer gleichkam – fühlten wir uns doch so gut
vorbereitet. Allerdings hatten wir direkt im nächsten Rennen die Chance auf
Besserung und siehe da – nach einem soliden Start folgte nun ausgestattet mit
solidem Bootsspeed der erste Tagessieg auf das Kar-Konto, gefolgt vom zweiten
Bullet in unserem dritten Rennen. Nach 6 im Schnitt besser als Platz 3
gefahrenen Rennen, beendeten wir den ersten Tag auf Platz 7.
Die weiteren Zahlen
des Tages waren: 146 ungelesene Whatsapp-Nachrichten, 1 genommene Grippostad C,
Bettruhe 22:30
Der Samstag versprach zunächst viel Wind – mehr Regen – und einen
längeren Tag in der „Arena“ von Kiel. Um es vorweg zu nehmen - der Tag war länger, Regen gab es nur ein wenig und der Wind war bei weitem nicht so stark wie es anzunehmen war. Der Tag begann jedoch mit einem ähnlichen Dämpfer
wie der Freitag – erneut stand Platz 5 am Ende der Wettfahrt im Tableau, nachdem
wir uns nach einem Frühstart bereinigen mussten. Allerdings war uns klar, dass
wir das besser konnten und schafften es in den Folgerennen Titelaspiranten
unter Druck zu setzen und die Qualitäten Bootsspeed und Manöversicherheit in
teilweise unübersichtlichen Böenfeldern von Winddreher zu Winddreher auf die
Bahn zu bringen. Diese Umschreibung vor
nötig, da der Autor sich aufgrund emotionaler Folgeereignisse an keine
weitreichenden Details erinnern kann. Allerdings ist es wohl nötig das
letzte Rennen des Tages an dieser Stelle nochmals zu erwähnen. Nach dem Start dieses
Rennens ging die „Frühstartflagge“ in die Höhe – es bereinigte sich jedoch
niemand in der Nachstartphase. Das Rennen gestaltete sich aufgrund zahlreicher
singulärer Böenstriche und Drehern schwierig – insbesondere, was die
Verteidigung anging. So rutschte uns kurz vor dem Ziel noch die SKWB aus Bremen
durch und für uns blieb in diesem Rennen nur Platz vier. Allerdings breitete
sich schnell die Gewissheit aus, dass nicht nur eben besagte Bremer sondern
ebenfalls die eigentlich zweitplatzierten Württemberger aufgrund von Frühstarts
mit OCS bewertet wurden – Dieser Dusel verhalf dem KaR zu einem zweiten Platz
in diesem Rennen – vorläufig. Im Laufe des Abends wurden die Jungs aus
Württemberg jedoch wieder eingesetzt, da sie sich wohl bereits vor ertönen des
Startsignals bereinigt hatten. Für uns immer noch Platz 3 in diesem Rennen –
vorläufig.
Die Zahlen des
Samstages: 232 ungelesene Whatsapp-Nachrichten, 1 gratis Bratwurst, 3
eingenommene Grippostad C, 2 Tagessiege, vorläufig 2. In der Wertung in Kiel.
Auch wenn es sicherlich im Nachhinein betrachtet nicht
vieles an der bisherigen Serie auszusetzen gab, war es doch vor allem eines –
die jeweils schlechten ersten Ergebnisse des Tages. Unbedingt wollten wir mit
einem soliden Ergebnis in den Sonntag starten. Eine extreme Linkskippe 20 Sekunden
vor dem Start brachte uns jedoch in eine schlechte Startposition. Trotz des
Anschlusses zum Feld und einer fast gelungenen Aufholjagd war es nun
tatsächlich der erste 6. Platz unserer Serie und somit das Gegenteil von dem
was wir uns vorgenommen hatten. Die Stimmung war danach durchaus etwas bedrückt
– wir hatten jedoch eine Stunde lang Zeit, um uns zu sammeln.
In unserem Folgerennen lief es besser – knapp in Führung vor
dem Tabellenkonkurrenten vom Bayerischen Yacht Club, knüppelten wir uns ums
letzte Luvfass, der jedoch – ausgestattet mit reichlich Überhöhe, leitete der BYC jedoch schnell nach
Passieren der Bahnmarke in Luv den Führungswechsel ein.
Platz 2 war dennoch eine solide Grundlage um in die
ausstehenden beiden Rennen zu gehen.
Das vorletzte Rennen im Schnelldurchlauf: Start in Lee –
Kreuz über die Linke Seite – an der Eins wird es eng – wie eng ist nicht ganz
klar – Lücken sind nicht erkennbar – jetzt wird es eng – wir nehmen freiwillig
eine Strafe an – unsicher ob das nötig war – zunächst Platz sechs – zweite Kreuz
wieder über links – linker als alle – die Linkskippe kommt – von 6 auf 2 –
unser Bug klebt am Heck des amtierenden Meisters NRV – Vorbei geht es nicht
mehr – 2. Im Ziel. Schnappatmung.
Noch ein allerletztes Rennen. Wir bleiben auf dem Boot und
eröffnen somit das letzte Flight. Wir wissen, dass wir gut liegen, Details sind
uns nicht bekannt. Zum Glück läuft die Colour Line – vermutlich die größte
Auto- und Passagierfähre noch aus und wir haben nochmal Zeit durchzuatmen.
Erneut besteht der Plan auf die linke Seite zu segeln und
auch links zu starten. Für einen Moment sieht es so aus als würde uns der WVH
(3. Der Sailing Champions League) hier noch einen Strich durch die Rechnung
machen können – Allerdings schaffen wir es um Haaresbreite um die Starttonne –
müssen jedoch in der Abdeckung des Chiemsee Yacht Clubs die Startkreuz
beginnen. Als 3. Geht es ums Luvfass und ums Gate. Auf der zweiten Kreuz fahren
wir zunächst weiter nach links als alle anderen und bekommen frischen Wind.
Während die Führenden auch noch in diesen Wind wollen, bewegt uns dieser an den
rechten Rand der Spielfläche wo wir eine Rechtskante erahnen – und richtig. Der Dreher von rechts kommt tatsächlich und wir gehen als führender Verein auf den letzten
Downwind. Wir gewinnen das Rennen und fliegen vor Freude fast in die Förde.
An Land bekommen wir die Information, dass wir sicher auf
dem Podium seien und müssen uns ersten Interviews stellen. Es sind noch 2
Rennen zu segeln – Im letzten segeln der NRV und der BYC, die einzigen Clubs
die noch vor uns liegen. Das Rennen ist an Dramatik kaum zu überbieten. Am Ende
scheint es so als hätte der NRV seinen sichergeglaubten Sieg verspielt zu haben
und wird in diesem Rennen nur 6. In einem Kopf an Kopf Rennen gewinnt
Warnemünde das Rennen um Haaresbreite gegen den Bayerischen Yacht Club – und die
SAP Sailing Analytics, die eigentlich selten lügen, sagen der Klub am Rupenhorn
sei der Sieger des Spieltages – Jetzt sind alle Sicherungen durchgebrannt –
damit konnten wir nicht rechnen. Viele Vereine gratulierten bereits und die ein
oder andere Kamera war rot am blinken.
Bis ca. 30 Sekunden vor der Siegerehrung die Information
eintraf, dass eine Protestverhandlung, die das letzte Rennen des Vortages
beträfe die Ergebnisse verändern würde, sah es tatsächlich nach Platz 1 für uns
aus. Ergebnis besagter Verhandlung war das Wiedereinsetzen der SKWB aus Bremen,
da diese Trackerinformationen zu Folge keinen Frühstart hatten und uns somit
ein zusätzlicher Zähler aufs Punktekonto gespielt wurde. EIne Wendung die keiner so recht kommen sah mit einer weiteren emotionalen Steilkurve, die wir keinem andderen wünschen jemals durchlaufen zu müssen. Somit haben wir letztendlich einen Zähler mehr auf der Endabrechnung als der Bayerische Yacht Club, der vor dem mit uns punktgleichen VSaW und dem KaR den Spieltag gewinnt. So richtig können sich die Jungs aus dem Süden gar nicht freuen - zu leid tut Ihnen das was gerade passiert ist. Selbst sie hätten uns den Sieg in Kiel gegönnt, trotz ihrer eigenen blitzsauberen Serie, zu der Wir recht herzlich gratulieren.
Dieser emotionalen Achterbahnfahrt zum Trotze stand die
Freude, dass das KaR-Bundesligateam in der Segelhauptstadt Kiel einen Platz auf
dem Treppchen ersegelte. Ein Erfolg, der auf die Arbeit des gesamten Teams
zurückzuführen ist. Ein Erfolg, der ohne das weitreichende Unterstützerumfeld
nicht möglich wäre. In diesem Sinne geht an dieser Stelle ein Riesendank an
alle Daumendrücker und Unterstützer raus, die für den KaR in der Segelbundesliga
mitfiebern.
Die Zahlen des Sonntages: 2 eingenommene Grippostad C,
gefühlte 35 emotionale Kehren, 342 ungelesene Whatsapp-Nachrichten, 1 Team das
um 22:00h AN EINEM SONNTAG noch zusammenkam, um gemeinsam zu feiern.
In vier Wochen steht das Finale der Liga an. Beim NRV in
Hamburg wird es für den KaR darum gehen den Klassenerhalt als elementarstes
unserer 3 Ziele perfekt zu machen. Dafür werden auf dem Wasser Malte, Sebastian, Thilo
und Simon alles geben. An Land sind Unterstützer und Mitglieder angehalten die
Daumen zu drücken.
Euer KaR-Bundesligateam
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