Montag, 17. September 2018


1,2 oder 3 – Hauptsache Podium

Als wir am Anfang der Saison unsere Ziele festlegten stand fest: wir wollen in der 1. Liga bleiben, wir wollen das jeder aus dem Team zum Einsatz kommt und wir wollen mindestens bei einem Event unter die ersten 3 kommen. Nachdem Malte, Sebastian, Thilo und Simon das dritte dieser Ziele bei einem starken Auftritt in Travemünde nur um Haaresbreite verpassten, stand vor dem Event in Kiel fest, dass es dafür nur noch 2 Chancen geben würde. Entsprechend nutzten Paul, Flo, Katha und Felix möglichst viele Tage um Manöver zu überdenken, zu optimieren und sich aufeinander für Kiel einzuspielen.


Donnerstag Abend ging es mit einigen noch gut bei Felix gehüteten Erkältungsviren im Multivan Richtung Kiel – weder der Baustellenparcour auf der A24 noch rote Ampeln konnten uns aufhalten vor Mitternacht unser perfekt gelegenes Quartier in Laufdistanz zur „Liga-Arena“ zu erreichen.
Während es sich in Berlin noch immer nach Sommer anfühlte, war es im Norden Deutschlands gefühlt auf jeden Fall schon Herbst. Ideal für die Erkältungsbazillen! Bei mittleren Winden ging es im dritten Rennen  für uns auf der Innenförde an den Start. Mit Platz 5 ein Start der einem Dämpfer gleichkam – fühlten wir uns doch so gut vorbereitet. Allerdings hatten wir direkt im nächsten Rennen die Chance auf Besserung und siehe da – nach einem soliden Start folgte nun ausgestattet mit solidem Bootsspeed der erste Tagessieg auf das Kar-Konto, gefolgt vom zweiten Bullet in unserem dritten Rennen. Nach 6 im Schnitt besser als Platz 3 gefahrenen Rennen, beendeten wir den ersten Tag auf Platz 7.


Die weiteren Zahlen des Tages waren: 146 ungelesene Whatsapp-Nachrichten, 1 genommene Grippostad C, Bettruhe 22:30

Der Samstag versprach zunächst viel Wind – mehr Regen – und einen längeren Tag in der „Arena“ von Kiel. Um es vorweg zu nehmen - der Tag war länger, Regen gab es nur ein wenig und der Wind war bei weitem nicht so stark wie es anzunehmen war. Der Tag begann jedoch mit einem ähnlichen Dämpfer wie der Freitag – erneut stand Platz 5 am Ende der Wettfahrt im Tableau, nachdem wir uns nach einem Frühstart bereinigen mussten. Allerdings war uns klar, dass wir das besser konnten und schafften es in den Folgerennen Titelaspiranten unter Druck zu setzen und die Qualitäten Bootsspeed und Manöversicherheit in teilweise unübersichtlichen Böenfeldern von Winddreher zu Winddreher auf die Bahn zu bringen. Diese Umschreibung vor nötig, da der Autor sich aufgrund emotionaler Folgeereignisse an keine weitreichenden Details erinnern kann. Allerdings ist es wohl nötig das letzte Rennen des Tages an dieser Stelle nochmals zu erwähnen. Nach dem Start dieses Rennens ging die „Frühstartflagge“ in die Höhe – es bereinigte sich jedoch niemand in der Nachstartphase. Das Rennen gestaltete sich aufgrund zahlreicher singulärer Böenstriche und Drehern schwierig – insbesondere, was die Verteidigung anging. So rutschte uns kurz vor dem Ziel noch die SKWB aus Bremen durch und für uns blieb in diesem Rennen nur Platz vier. Allerdings breitete sich schnell die Gewissheit aus, dass nicht nur eben besagte Bremer sondern ebenfalls die eigentlich zweitplatzierten Württemberger aufgrund von Frühstarts mit OCS bewertet wurden – Dieser Dusel verhalf dem KaR zu einem zweiten Platz in diesem Rennen – vorläufig. Im Laufe des Abends wurden die Jungs aus Württemberg jedoch wieder eingesetzt, da sie sich wohl bereits vor ertönen des Startsignals bereinigt hatten. Für uns immer noch Platz 3 in diesem Rennen – vorläufig.

Die Zahlen des Samstages: 232 ungelesene Whatsapp-Nachrichten, 1 gratis Bratwurst, 3 eingenommene Grippostad C, 2 Tagessiege, vorläufig 2. In der Wertung in Kiel.

Auch wenn es sicherlich im Nachhinein betrachtet nicht vieles an der bisherigen Serie auszusetzen gab, war es doch vor allem eines – die jeweils schlechten ersten Ergebnisse des Tages. Unbedingt wollten wir mit einem soliden Ergebnis in den Sonntag starten. Eine extreme Linkskippe 20 Sekunden vor dem Start brachte uns jedoch in eine schlechte Startposition. Trotz des Anschlusses zum Feld und einer fast gelungenen Aufholjagd war es nun tatsächlich der erste 6. Platz unserer Serie und somit das Gegenteil von dem was wir uns vorgenommen hatten. Die Stimmung war danach durchaus etwas bedrückt – wir hatten jedoch eine Stunde lang Zeit, um uns zu sammeln.
In unserem Folgerennen lief es besser – knapp in Führung vor dem Tabellenkonkurrenten vom Bayerischen Yacht Club, knüppelten wir uns ums letzte Luvfass, der jedoch – ausgestattet mit reichlich Überhöhe, leitete der BYC jedoch schnell nach Passieren der Bahnmarke in Luv den Führungswechsel ein.
Platz 2 war dennoch eine solide Grundlage um in die ausstehenden beiden Rennen zu gehen.

Das vorletzte Rennen im Schnelldurchlauf: Start in Lee – Kreuz über die Linke Seite – an der Eins wird es eng – wie eng ist nicht ganz klar – Lücken sind nicht erkennbar – jetzt wird es eng – wir nehmen freiwillig eine Strafe an – unsicher ob das nötig war – zunächst Platz sechs – zweite Kreuz wieder über links – linker als alle – die Linkskippe kommt – von 6 auf 2 – unser Bug klebt am Heck des amtierenden Meisters NRV – Vorbei geht es nicht mehr – 2. Im Ziel. Schnappatmung.

Noch ein allerletztes Rennen. Wir bleiben auf dem Boot und eröffnen somit das letzte Flight. Wir wissen, dass wir gut liegen, Details sind uns nicht bekannt. Zum Glück läuft die Colour Line – vermutlich die größte Auto- und Passagierfähre noch aus und wir haben nochmal Zeit durchzuatmen.

Erneut besteht der Plan auf die linke Seite zu segeln und auch links zu starten. Für einen Moment sieht es so aus als würde uns der WVH (3. Der Sailing Champions League) hier noch einen Strich durch die Rechnung machen können – Allerdings schaffen wir es um Haaresbreite um die Starttonne – müssen jedoch in der Abdeckung des Chiemsee Yacht Clubs die Startkreuz beginnen. Als 3. Geht es ums Luvfass und ums Gate. Auf der zweiten Kreuz fahren wir zunächst weiter nach links als alle anderen und bekommen frischen Wind. Während die Führenden auch noch in diesen Wind wollen, bewegt uns dieser an den rechten Rand der Spielfläche wo wir eine Rechtskante erahnen – und richtig. Der Dreher von rechts kommt tatsächlich und wir gehen als führender Verein auf den letzten Downwind. Wir gewinnen das Rennen und fliegen vor Freude fast in die Förde.

An Land bekommen wir die Information, dass wir sicher auf dem Podium seien und müssen uns ersten Interviews stellen. Es sind noch 2 Rennen zu segeln – Im letzten segeln der NRV und der BYC, die einzigen Clubs die noch vor uns liegen. Das Rennen ist an Dramatik kaum zu überbieten. Am Ende scheint es so als hätte der NRV seinen sichergeglaubten Sieg verspielt zu haben und wird in diesem Rennen nur 6. In einem Kopf an Kopf Rennen gewinnt Warnemünde das Rennen um Haaresbreite gegen den Bayerischen Yacht Club – und die SAP Sailing Analytics, die eigentlich selten lügen, sagen der Klub am Rupenhorn sei der Sieger des Spieltages – Jetzt sind alle Sicherungen durchgebrannt – damit konnten wir nicht rechnen. Viele Vereine gratulierten bereits und die ein oder andere Kamera war rot am blinken.
Bis ca. 30 Sekunden vor der Siegerehrung die Information eintraf, dass eine Protestverhandlung, die das letzte Rennen des Vortages beträfe die Ergebnisse verändern würde, sah es tatsächlich nach Platz 1 für uns aus. Ergebnis besagter Verhandlung war das Wiedereinsetzen der SKWB aus Bremen, da diese Trackerinformationen zu Folge keinen Frühstart hatten und uns somit ein zusätzlicher Zähler aufs Punktekonto gespielt wurde. EIne Wendung die keiner so recht kommen sah mit einer weiteren emotionalen Steilkurve, die wir keinem andderen wünschen jemals durchlaufen zu müssen. Somit haben wir letztendlich einen Zähler mehr auf der Endabrechnung als der Bayerische Yacht Club, der vor dem mit uns punktgleichen VSaW und dem KaR den Spieltag gewinnt. So richtig können sich die Jungs aus dem Süden gar nicht freuen - zu leid tut Ihnen das was gerade passiert ist. Selbst sie hätten uns den Sieg in Kiel gegönnt, trotz ihrer eigenen blitzsauberen Serie, zu der Wir recht herzlich gratulieren.


Dieser emotionalen Achterbahnfahrt zum Trotze stand die Freude, dass das KaR-Bundesligateam in der Segelhauptstadt Kiel einen Platz auf dem Treppchen ersegelte. Ein Erfolg, der auf die Arbeit des gesamten Teams zurückzuführen ist. Ein Erfolg, der ohne das weitreichende Unterstützerumfeld nicht möglich wäre. In diesem Sinne geht an dieser Stelle ein Riesendank an alle Daumendrücker und Unterstützer raus, die für den KaR in der Segelbundesliga mitfiebern.

Die Zahlen des Sonntages: 2 eingenommene Grippostad C, gefühlte 35 emotionale Kehren, 342 ungelesene Whatsapp-Nachrichten, 1 Team das um 22:00h AN EINEM SONNTAG noch zusammenkam, um gemeinsam zu feiern. 




In vier Wochen steht das Finale der Liga an. Beim NRV in Hamburg wird es für den KaR darum gehen den Klassenerhalt als elementarstes unserer 3 Ziele perfekt zu machen. Dafür werden auf dem Wasser Malte, Sebastian, Thilo und Simon alles geben. An Land sind Unterstützer und Mitglieder angehalten die Daumen zu drücken.

Euer KaR-Bundesligateam

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